Jagdblatt November Ausgabe 05/2022

Werte Leser!

 

Genug getan?

Für viele ist die Zeit rund um Hubertus die Hochsaison im Revier. Dies gilt sowohl für den Niederwild- als auch für den Hochwildjäger. Drückjagden wollen geplant und organisiert werden, Treibjagden bieten Gelegenheit, gemeinsam mit den Jagdkameraden auf Hase und Fasan zu jagen. Es gibt jetzt aber auch die langen Abende vor dem Kamin, um einmal kurz innezuhalten und sein Tun zu hinterfragen. Hierbei geht es mir nicht darum, die Notwendigkeit der Jagd infrage zu stellen, denn diese ist für mich auch in unserer Kulturlandschaft nicht wegzudenken. Es geht mir dabei eher um die Frage: Was bedeutet Jagd eigentlich für mich und vor allem, wie jage ich?

 „Jagd ist angewandter Naturschutz“ ist für mich keine leere Floskel, sondern die Grundlage meines Handelns. Im Einklang mit der Natur unterwegs zu sein, unter Beachtung der Nachhaltigkeit zu agieren, waidgerecht zu jagen, den Artenschutz gefährdeter Wildarten nicht aus den Augen zu verlieren und letztendlich auch Wild für den eigenen Topf zu erlegen sind für mich Rechtfertigung genug. Wer versucht, dies alles in Einklang zu bringen, wird schnell feststellen, dass Jagd kein Hobby ist, sondern eine wichtige Aufgabe, verbunden mit hohem zeitlichen aber auch finanziellen Aufwand. Es ist nicht nur die Pacht oder ein sogenannter Hegebeitrag, sondern auch möglicher Wildschaden, das Anlegen von Blühstreifen oder Wildäckern, das Pflanzen von Hegebüschen, die Pflege und der Bau von jagdlichen Einrichtungen, die jagdliche Ausrüstung - die Liste ließe sich sicher weiter fortführen. Betrachtet man den zeitlichen Aufwand des Hegers, so wird man sich nicht mehr wundern, warum Freunde und Familie nicht immer gut auf das Thema Jagd zu sprechen sind. Trotz alledem ist das Jägersein mir jeden Euro und jede Sekunde wert. Es steckt mir und vielen anderen vermutlich einfach in den Genen. Bevor ich an meinem Tun zweifele, stelle ich mir manchmal eher die Frage, ob ich eigentlich genug getan habe.

Wären nicht weitere Ansitze oder die Fangjagd auf unsere Prädatoren im Niederwildrevier möglich gewesen, um Rebhuhn oder Kiebitz besser zu schützen? Hänge ich mit dem Abschuss weiblichen Rehwildes nicht hinterher? Unterstütze ich bei der Seuchen- und Wildschadenverhütung im Sauenrevier wirklich intensiv genug oder habe ich mir allein zu viel vorgenommen? Dies sind Fragen, welche ich mir stelle und keinesfalls, ob die Jagd wirklich notwendig ist. Um Antworten zu finden, bleibt noch ein wenig Zeit, denn Herbst und Winter ist noch lang.

Waidmannsheil aus der Redaktion


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