Werte Leser,
Segen und Fluch zugleich
Technische Hilfsmittel im Bereich der Jagd sind längst keine Ausnahmen mehr, sondern eher die Regel. Die Liste der elektronischen Helferlein ist lang. Nachtsichtgeräte, Entfernungsmesser, Wildkameras mit Sendefunktion, GPS-Halsbänder für den Hund, Drohnen ausgestattet mit Wärmebildkameras führen diese Liste an. Viele dieser Hilfsmittel sind gar nicht mehr wegzudenken und bereichern unser waidmännisches Handwerk. Sinnvoll eingesetzt eröffnet die Technik ungeahnte Möglichkeiten. Eine Drohne zur Absuche der Mahdflächen vervielfacht die Zahl aufgespürter Jungtiere. Man mag in manchen Feldrevieren gar nicht darüber nachdenken, wieviel Leid vor der Techniknutzung in der abgemähten Wiese stattfand. Wildkameras mit Sendefunktion bieten die Möglichkeit, Ruhezonen im Revier gut im Blick zu haben. Nachtsichtgeräte verhindern den Schuss auf schwarze Klumpen und entdecken verborgene Frischlinge. GPS-Halsbänder sorgen dafür, dass unsere Vierbeiner sicher gefunden werden. All diese technischen Möglichkeiten sind ein Segen für die Jagd. Es gibt jedoch auch Auswüchse, die mit der Waidgerechtigkeit, wie wir sie verstehen, nichts mehr zu tun haben.
Das ist der Fall, wenn bei jeder sich bietenden Gelegenheit Nachtsichttechnik genutzt wird, um jedes Stück Wild zu erbeuten, wenn Drohnen jeden Meter im Revier abfliegen, um auf die Schnelle Strecke zu machen, wenn Entfernungsmesser in Kombination mit entsprechenden Zielfernrohren Schüsse auf maximale Distanz ermöglichen sollen und zu guter Letzt die Wildkamera das Startsignal gibt, um ins Revier zu fahren. Jagd ist ein Handwerk in der Natur und wir sollten nicht vergessen, unsere eigenen Augen, Ohren und unsere Nase zu benutzen. Wer die Natur nur noch in Schwarzweiß durch digitale Technik sieht, verpasst es, Natur zu erleben. Mit dem Auto zu pirschen, gibt uns nicht die Nähe zu Wald und Wild. Jagderlebnisse schaffe ich nur durch Nähe und erlerntes Handwerk.
Gleiches gilt auch für die Ausbildung zum Jäger. Wer glaubt, nur durch Online-Jagdkurse ein Handwerk erlernen zu können, ist auf dem Holzweg. Es gibt auf dem Weg zum Jagdschein so viel, was ich in der Hand gehabt haben muss, um es zu begreifen. Das gilt nicht nur für unsere Waffen, sondern auch für Gehörne, Pflanzen, Eier und so vieles mehr. Diese Erfahrungen bekomme ich nicht am Bildschirm, sondern nur in der Praxis.
Wir hoffen, dass unsere Jagd in Zukunft - selbstverständlich auch mit entsprechenden technischen Mitteln - ein Handwerk bleibt.
Waidmannsheil
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