Jagdblatt Ausgabe August/September 2023

Werte Leser,

manchmal wünscht man sich im Stillen, es wäre möglich, seinem Waidwerk nachgehen zu dürfen, ohne ständig von außen reguliert zu werden. Dies natürlich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, unter Beachtung der von uns selbst geprägten Waidgerechtigkeit. Dies soll nicht bedeuten, dass eine Anpassung bereits bestehender Regularien grundsätzlich immer falsch und unberechtigt ist. Es gibt jedoch Regeln, Verordnungen und Gesetze, welche sich seit Jahrzehnten bewährt haben.

Nehmen wir zum Beispiel unser Reviersystem. Festgelegt sind Mindestgröße, Pachtdauer und Zahl der Jagdausübungsberechtigten. Aufgeweicht durch verschiedene Modelle und Formulierungen ist bereits jetzt ein kaum zu überschauendes Durcheinander entstanden. Verkürzungen der Mindestpachtdauer, unentgeltliche Begehungsscheine bzw. sogenannte Hegebeiträge, Sondervereinbarungen durch Landes- und Bundesforsten - die Liste ist lang. Entstanden ist unser heute noch geltendes Reviersystem aus verschiedenen guten Gründen. Es soll eine nachhaltige Hege ermöglichen, bietet dem Normalbürger die Chance, an der Jagd teilzuhaben, nimmt den verantwortlichen Pächter in die Pflicht, gibt Rechtssicherheit für Jagdgenossen und Pächter und einiges mehr. Die Pläne einiger Landesregierungen gehen in eine andere Richtung. Die Einbeziehung der Landeigentümer, die Aufhebung von Reviermindestgrößen, Verkürzung von Pachtzeiträumen, gesetzliche Regelung der bisher von uns freiwillig übernommenen Tätigkeiten wie z.B. der Kitzrettung. Das Gesamtziel dieser Änderungen ist stets das Gleiche. Eine Erhöhung der Abschusszahlen unseres Schalenwildes, um unser Klima zu retten. Wer glaubt, dass wir durch einen erhöhten Abschuss von Rot- und Rehwild unseren Planeten retten, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

Natürlich gibt es die Ausnahmen, wo der Wildbestand zu hoch und nicht angepasst ist. Hier reden wir aber eher von der Ausnahme und nicht von der Regel. Dort behördlicherseits einzugreifen, wäre sicher möglich, aber dazu benötigt es keine Novelle des Jagdgesetzes. Wir können jetzt zwei Dinge tun: Entweder, wir warten still und leise ab, fügen uns dem Wusch der aktuellen Landesregierungen zähneknirschend oder aber wir zeigen Flagge für unser Wild und unsere Passion. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz macht es uns gerade vor. Es wird zum Streik aufgerufen! Die Entsorgung von Fallwild entlang der Straßen durch uns Jäger soll ausgesetzt werden, um Politiker wachzurütteln. Wir denken, dies ist ein erster Schritt, um zu zeigen: Wir lassen uns nicht alles gefallen!

 

Waidmannsheil

Eure Jagdblatt Redaktion 




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