Das kleine Schwarze - eine heiß begehrte Beute


Anders als es der Titel vielleicht vermuten lässt, geht es im Artikel nicht um das verführerische Abendkleid.

Nichts destotrotz lässt das folgende Thema bei vielen Jägern das Herz höherschlagen.

Während es in vielen Revieren der norddeutschen Tiefebene oft eher dröge zugeht, gibt es hier auch eine faszinierende Besonderheit:

Schwarzes Rehwild.

Die Hauptvorkommen liegen zwischen der Lüneburger Heide, Hannover, Oldenburg, dem Ammerland bis nach Ostfriesland. Wer glaubt, es sei eine Neuerscheinung und sicher dem Klimawechsel oder Ähnlichem geschuldet, der irrt. Bereits seit über 1000 Jahren gibt es Beweise über das Vorkommen von „schwarzen Teufeln“. Gesichert ist dieser Nachweis durch bischöfliche Urkunden, in denen ausschließlich nach Wildbret vom schwarzen Reh verlangt wird.

 

 

 


Wer bereits Wildbret davon kosten konnte, weiß, dass dies Blödsinn ist, denn es schmeckt zwar köstlich, aber keineswegs anders oder besser als ein „normales Reh“. Dies ist auch kein Zufall, denn es ist keine andere Art, sondern es besteht lediglich ein Gendefekt.

Durch vermehrte Einlagerung von schwarzen Pigmenten (Melanismus) entsteht die besondere Färbung der Decke.

Fehlen diese Pigmente völlig, kommt es zum Albinismus und damit zur bekannten weißen Färbung.

Auch wenn das Wildbret dasselbe ist, bleibt ein schwarzes Reh natürlich eine Besonderheit.

Wie viele Schwarze gibt es denn überhaupt?

Diese Frage ist schwer bis gar nicht zu beantworten...

 

 


Es gibt zwar Schätzungen, dass jedes zehntausendste Reh schwarz oder weiß sein könnte, aber diese Zahl halten wir für sehr theoretisch.

Fakt ist jedoch, dass man bei einem Vorkommen einen Einfluss auf die weitere Bestandsentwicklung nehmen kann.

Beide Elternteile müssen das Gen in sich tragen, damit es zum besonderen Nachwuchs kommen kann.

Dies bedeutet nicht automatisch, dass Bock und Ricke selbst auch eine schwarze Decke tragen müssen, sondern lediglich den Gendefekt weitergeben. Der passende Begriff ist „rezessive Vererbung“.

Vereinfacht zusammengefasst: Schwarze Ricken können rote Kitze setzen, rote Ricken können schwarze Kitze setzen, Zwillingskitze können unterschiedliche Farben haben. Dieselbe Regel gilt auch für den Bock der Kitze.

 

 

 

 


Wie kann ich Einfluss auf den Bestand meiner Schwarzen nehmen?

Zu Vorkriegszeiten versuchte man im Haster Wald den Rehwildbestand auf schwarze zu beschränken durch den Totalabschuss roter Rehe. Erreicht wurde 1933 ein Verhältnis von 90 Prozent schwarzen Rehwildes. In unseren Augen ein eher fragwürdiger Exzess.

Die Jagdpraxis in unserem Revier zeigt, dass durch eine Schonung der Besonderheiten der Bestand zunimmt. Dies geschieht nicht innerhalb kurzer Zeit, sondern es dauert Jahre bzw. Jahrzehnte, bevor man von einer Veränderung sprechen kann. Durch völlige Schonung unserer schwarzen Rehe haben wir derzeit ca. einen zehnprozentigen Anteil mit langsamer Zunahme.

 

Warum ist schwarzes Rehwild für uns so besonders?

 

Für den einen sind es Glücksbringer, für die anderen eher schwarze Teufel und ein böses Omen. Bei Erlegung eines alten Bocks bietet ein Trägerpräparat eine interessante und wohl einzigartige Trophäe.

 

 


Wir sehen es als ein Zufall der Natur mit der Möglichkeit, einzelne Stücke über Jahre hinweg zu identifizieren und ihren Werdegang zu verfolgen. Die außergewöhnliche Färbung bietet uns die Möglichkeit, Erkenntnisse über Territorien, Gehörnentwicklung, Nachwuchs und Entwicklung im Alter einzelner Stücke zu erlangen.

Natürlich färbt auch das schwarze Reh. Im Sommer glänzt die Decke tiefschwarz, im Winter wirkt es oft eher wie ein schmutziges, struppiges Schwarz. Einen weißen Spiegel sucht man vergeblich und stattdessen sieht man während des Gehörnschiebens den Bock im schwarzen Bast.

 

Wer mehr über schwarzes Rehwild erfahren möchte, dem empfehlen wir den YouTube Channel von Frankonia. Dort berichten wir demnächst über unser schwarzes Rehwild.

 

Waidmannsheil

team winz