Gut vorbereitet in die Drückjagdsaison – So gelingt der sichere Schuss auf bewegtes Wild

Die Einladung zur ersten Drückjagd ist für viele Jungjäger ein echtes Highlight – und oft auch eine echte Herausforderung. Denn anders als beim Ansitz fordert die Bewegungsjagd nicht nur gute Schießtechnik, sondern auch schnelle Entscheidungen, Nervenstärke und eine solide Vorbereitung. Wer hier sicher, waidgerecht und erfolgreich jagen möchte, muss sich im Vorfeld intensiv mit Ausrüstung, Schießtechnik und mentalen Aspekten auseinandersetzen.


Was erwartet mich auf der Drückjagd?

Kaum eine Jagdart verlangt dem Schützen so viel ab wie die Drückjagd. Das Wild taucht oft überraschend auf, ist in Bewegung und verschwindet ebenso schnell wieder. In diesen Momenten entscheidet sich, wer seine Waffe und sich selbst beherrscht – und wer noch Trainingsbedarf hat. Gerade junge Jäger spüren hier oft ein gewisses Lampenfieber: Jagdfieber und Erwartungsdruck sind ständige Begleiter und gehören zur jagdlichen Realität.


Ausrüstung: Von der Waffe bis zum Gehörschutz

Eine passende Waffe für die Drückjagd zeichnet sich vor allem durch ihre Führigkeit und Zuverlässigkeit aus. Gerade leichtere Büchsen mit einer Lauflänge um die 51 cm, am besten im Kaliber .308 Win. oder 8x57 IS, haben sich in der Praxis bewährt. Beim Schaft sollte auf einen sicheren, schnellen Anschlag geachtet werden – eine anpassbare Schaftkappe kann hier Wunder wirken. Ebenso wichtig ist das richtige Drückjagdglas. Zieloptiken mit niedrigem Anfangsvergrößerungsbereich und großem Sehfeld, etwa 1–6x24 oder 1–8x30, ermöglichen es, Wild schnell zu erfassen und sicher zu führen.

Unverzichtbares Zubehör: Gehörschutz (idealerweise aktiv), ausreichend Magazine, eine komfortable, wetterfeste Kleidung und eine gut erreichbare Munitionstasche. Wer bei wechselhaftem Wetter auf dem Stand steht, weiß einen wärmenden Muff und griffige Handschuhe zu schätzen.


Ballistik & Vorhalt: Was muss ich wirklich wissen?

Wie viel muss ich eigentlich vorhalten? Diese Frage beschäftigt viele Jungjäger – und mit Recht. Die Antwort hängt vom Kaliber, der Geschwindigkeit des Wildes und der Distanz ab. Ein einfaches Beispiel: Eine Sau im Troll bewegt sich mit etwa 6–8 m/s. Nutzt man eine .308 Win. auf 50 Meter, ergibt sich – je nach Flugzeit des Geschosses – ein Vorhaltemaß von rund 25 bis 35 Zentimetern. Der beste Weg, sich Vorhaltemaße einzuprägen, ist wiederholtes Training an beweglichen Zielen.

 

Ein grundlegendes Verständnis für die GEE, die günstigste Einschießentfernung, hilft dabei, die Treffpunktlage richtig einzuschätzen und unnötige Korrekturen zu vermeiden. Für die Praxis empfiehlt es sich, die eigene Waffe vor der Saison exakt einzuschießen und die eigenen Vorhaltemaße auf dem Stand immer wieder zu überprüfen.


Training für die Drückjagd: Schritt für Schritt zum sicheren Schuss

Die wichtigste Vorbereitung beginnt lange vor dem Jagdtag – am besten auf dem Schießstand und beim Trockentraining zuhause. Ein bewährter Tipp: Üben Sie regelmäßig das schnelle Annehmen des Anschlags, Zielwechsel sowie das Repetieren für den Folgeschuss. Nutzen Sie dafür Pufferpatronen und moderne Hilfsmittel wie Lasertrainer oder das MantisX-System. Bewegungs- und Parcours-Drills am Stand sind ideal, um das Ansprechen auf plötzlich auftauchendes Wild und das Verfolgen beweglicher Ziele zu schulen.

 

Wer seine Technik auf ein neues Level heben möchte, sollte sich mit den sogenannten „8 Kriterien für den präzisen Schuss“ auseinandersetzen – ein Konzept, das sich in der modernen Schießausbildung bewährt hat. Dazu zählen Stand/Anschlag, Griff, Zielen, Visierbild, Atmung, Abzugskontrolle, „Durch das Feuer blicken“ und Reproduktion. Diese Kriterien sind die Basis für jede reproduzierbare Schussleistung, egal ob mit Repetierer oder Selbstladebüchse.


Typische Fehler und wie man sie vermeidet

Zu den häufigsten Fehlern zählen ein unsauberer Anschlag, zu spätes oder zu hektisches Vorhalten und mangelnde Sicherheit beim Fogeschuss. Viele Schützen unterschätzen zudem die Bedeutung von mentaler Vorbereitung: Wer schon beim Angehen auf den Stand einen klaren Ablauf vor Augen hat und seine „Drills“ aus dem Training abruft, bleibt ruhiger und sicherer. Ein Video-Review des eigenen Schießens hilft, Fehlerquellen schnell zu identifizieren und gezielt abzustellen.


Sicherheit: Die vier goldenen Regeln für die Drückjagd

  1. Jede Waffe ist immer als geladen zu betrachten.
  2. Die Mündung zeigt immer in eine sichere Richtung – nie auf Menschen, Hunde oder unklaren Kugelfang.
  3. Der Finger bleibt gerade und außerhalb des Abzugs, bis das Ziel sicher erkannt ist.
  4. Schießen Sie nur, wenn Sie sicher sind, was vor und hinter dem Wild ist.

Eine kurze Checkliste vor Jagdbeginn – Waffe, Optik, Magazine, Kleidung, Munition und persönlicher Zustand – sorgt für mehr Sicherheit und Gelassenheit.


Mentale Vorbereitung & After-Action-Review

Der Kopf entscheidet mit. Wer sich bewusst auf die Jagd einstimmt und nach dem Jagdtag eine ehrliche Nachbesprechung durchführt – mit sich selbst oder mit erfahrenen Kollegen – entwickelt sich stetig weiter. Fragen wie „Was lief gut? Was kann ich verbessern?“ sollten zur Routine werden. Gerade im Rahmen von Seminaren und Workshops erlebt man oft, wie wertvoll der Austausch mit anderen Schützen ist.


Praxis-Tipp: Was bringt ein gutes Drückjagd-Seminar?

Ein professionelles Drückjagdtraining vermittelt nicht nur die Technik, sondern gibt auch Raum für individuelle Fragen, Ausrüstungsberatung und das Üben typischer Drückjagdsituationen – oft mit realistischen Zielen und unter Anleitung erfahrener Trainer. Die Akademie für Jäger und Sportschützen bietet spezielle Seminare, die sich gerade an Jungjäger richten und Schritt für Schritt an das Thema Drückjagd heranführen. Wer tiefer einsteigen möchte, findet unter www.moderne-schiesslehre.de