Gams - Meister der Berge

Faszination Jagd, Einzigartigkeit und Zukunft einer urigen Wildart

Wer einmal im Morgengrauen an einem steilen Berghang stand, der Atem in der klaren Kälte dampfend, und plötzlich den dunklen Umriss einer Gams am Grat erblickte, der spürt die besondere Magie, die von diesem Wild ausgeht. Die Jagd auf die Gams ist weit mehr als ein Pirschgang – sie bedeutet Eintauchen in eine Welt voller Höhe, Stille und Elemente, aber auch Begegnung mit den eigenen Grenzen.


Faszination Gamsjagd

Kaum eine andere Jagd verlangt dem Jäger und der Jägerin so viel ab wie die auf die Gams. Kondition, Ausdauer, absolute Trittsicherheit und ein geübtes Auge sind unverzichtbar. Wer ihr nachstellt, steigt in Regionen auf, die nur nach stundenlangen Märschen erreichbar sind – dorthin, wo der Wind ungebremst über die Grate pfeift, wo selbst im Sommer Schneefelder verharren und der Mensch nur Gast ist.

 

Besonders anspruchsvoll ist das Ansprechen der Gams: Geschlecht, Alter und Kondition müssen oft aus großer Entfernung beurteilt werden. Ein verantwortungsbewusster Jäger wählt sein Stück gezielt, um den Bestand zu pflegen, eine gesunde Altersstruktur zu erhalten und die Wildart in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren.


Was macht die Gams so besonders?

Die Gams (Rupicapra rupicapra) ist ein wahres Meisterwerk der Natur,perfekt an das Gebirge angepasst. Mit schlankem Körper, scharfen Sinnen und unvergleichlicher Klettergewandtheit erklimmt sie mühelos selbst die steilsten Felsen.

 

Ihre Krucken, die elegant nach hinten gebogenen Hörner, tragen beide Geschlechter. Sie sind nicht nur begehrte Jagdtrophäen, sondern zugleich ein „lebendes Altersbuch“: Jeder Jahresring verrät ein Lebensjahr.

 

Auch ihr Haarkleid ist bemerkenswert: Während es im Sommer in warmen Rot- und Brauntönen schimmert, verwandelt es sich im Winter in ein fast schwarzes, dichtes Fell,ein Sinnbild der Anpassung an extreme Bedingungen.


Waldgams und Gradgams

Die Lebensräume der Gams sind vielfältiger als oft angenommen:

  • Waldgams: Sie leben vorwiegend in Mittelgebirgen oder im Bergwald. Sie nutzen die Deckung von Tannen, Buchen und Fichten, äsen auf Lichtungen und ziehen nur bei

Gefahr oder im Winter höher hinauf. Ihre Bejagung erfordert Geduld und Erfahrung, denn im dichten Wald ist das Ansprechen eine Kunst für sich.

  • Gradgams: Sie sind die wahren Alpinisten. Oberhalb der Baumgrenze, in Kare, Grate und Schneefelder eingebettet, sind sie zu Hause. Die Jagd auf sie verlangt absolute Schwindelfreiheit und präzise Schüsse über weite Distanzen,eine Herausforderung an Körper, Geist und Ausrüstung.

Zukunft der Gams

So anpassungsfähig und robust die Gams auch wirkt,sie steht vor großen Herausforderungen. Klimaveränderungen verschieben Vegetationszonen und schmälern ihren Lebensraum. Krankheiten wie die Gamsblindheit können lokal ganze Bestände gefährden. Zudem nimmt der Freizeitdruck stetig zu: Wanderer, Mountainbiker und Skitourengeher dringen tief in Rückzugsgebiete vor,oft ausgerechnet in Zeiten, in denen die Gams ungestörte Ruhe benötigt, etwa während der Setzzeit oder in den harten Wintermonaten.

 

Nur durch sorgfältiges Wildtiermanagement, eine an den Lebensraum angepasste Bejagung und die Sicherung störungsarmer Rückzugsräume kann es gelingen, die Gams dauerhaft als festen Bestandteil unserer Bergwelt zu bewahren.


Jagdlicher Tipp

  • Jagdlicher Tipp: Im Hochgebirge stets den Wind beachten,die Gams vertraut ihrer Nase. Ein kleiner Fehler, und die Gams ist verschwunden.
  • Jagdlicher Tipp: Bei der Gradgams sind Schüsse über 200 Meter keine Seltenheit – gründliches Schießtraining ist Pflicht.

Wussten Sie schon?

  • Die älteste bekannte Gams wurde über 20 Jahre alt.
  • Nur rund jeder zehnte Bock erreicht ein Alter von mehr als 8 Jahren; bei den Geißen schaffen es lediglich etwa 10 % über die 12-Jahres-Grenze hinaus.
  • Das Alter einer Gams lässt sich zuverlässig an den Jahrringen ihrer Krucken bestimmen.
  • Besonders begehrt sind Rekordtrophäen, die nach CIC-Punkten bewertet werden. Der bisherige Weltrekord stammt aus Rumänien (1934) und liegt bei 141,10 Punkten.
  • Neben den Trophäen erfreut sich auch der traditionelle Gamsbart großer Beliebtheit bei Jägerinnen und Jägern.

Unterschiede zwischen Gamsbock und Gamsgeiß

Körperbau

  • Bock (männlich): kräftiger, kompakter Körperbau, besonders im Winter sichtbar massiger Hals und Vorderkörper. Gewicht 30–40 kg.
  • Geiß (weiblich): schlanker, eleganter Körper, wirkt insgesamt leichter. Gewicht 25–30 kg.

Krucken (Hörner)

  • Beide Geschlechter tragen Krucken.
  • Bock: stärker, dicker an der Basis, meist kräftigerer Rückhaken (der typische „Kruckenhaken“).
  • Geiß: dünner, zierlicher, meist weniger stark gebogen.

Fell

  • Beide: Sommerfell rötlich-braun, Winterfell dunkelbraun bis fast schwarz.
  • Unterschied zwischen den Geschlechtern gering, Bock wirkt durch Körperbau dunkler/massiger.

Verhalten

  • Bock: lebt außerhalb der Brunftzeit meist einzeln oder in lockeren Junggesellen-Gruppen. In der Brunft (Nov./Dez.) sehr territorial und kämpferisch.
  • Geiß: lebt in Rudeln mit Kitzen und Jungtieren; soziale Strukturen stabiler.

Alter

  • Böcke: Nur ca. 10 % werden älter als 8 Jahre.
  • Geißen: Erreichen öfter ein höheres Alter, ca. 10 % werden älter als 12 Jahre.

Zusammengefasst

Die Gams ist mehr als jagdbares Wild,sie verkörpert Freiheit, Ursprünglichkeit und die ungezähmte Natur der Alpen. Ihre Beobachtung ist ein Geschenk, ihre Bejagung eine Ehre, die Wissen, Ausdauer und Respekt erfordert.

 

Wer sich auf die Jagd nach dem „Meister der Berge“ einlässt, gewinnt weit mehr als Beute: Eindrücke und Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben und das Bewusstsein, Teil eines jahrhundertealten, ehrwürdigen Jagderlebnisses zu sein.