Jagd - Handschuhe beim Aufbrechen?

Jagd, Handschuhe beim Aufbrechen

Während der Jagdscheinausbildung wurde jedem von uns beigebracht, dass man Wild stets mit Handschuhen aufbrechen sollte. In der Praxis sieht es jedoch oft etwas anders aus, besonders, wenn es einmal schnell gehen muss.



Zoonosen sind allgegenwärtig

Einige Jäger schwören auf das Tragen von Handschuhen und brechen kein Stück Wild ohne auf. Andere halten diese für nicht notwendig oder einfach unpraktisch und lassen sie weg. Gründe, um auf Handschuhe zu verzichten, gibt es augenscheinlich viele. Sei es, dass sie als unhandlich empfunden werden oder dass sie wieder einmal zu Hause vergessen wurden.

 

Wenn die Revierkollegen und man selber ohne Handschuhe aufbrechen und bisher niemand dadurch erkrankt ist, kann man das trügerische Gefühl entwickeln, dass Aufbrechen ohne Handschuhe normal und sicher sei.

 

Wird man dann mit der Thematik des Handschuhtragens konfrontiert, könnte man sich fragen, was ohne diese schon passieren soll.

Und passieren kann dabei leider eine ganze Menge. Oftmals ist es nur so, dass solche Fälle nicht allzu weit verbreitet werden. Häufig kommt das gesunde Immunsystem auch mit eindringenden Erregern zurecht und kann diese erfolgreich bekämpfen. Besonders gefährdet sind daher die Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Das ist beispielsweise bei Kindern, älteren Menschen, Schwangeren sowie kranken und geschwächten Personen der Fall. Aber es gibt auch gefährliche Erreger, bei denen bereits eine kleine Anzahl an eingedrungenen Keimen auch bei ansonsten gesunden Menschen eine Erkrankung auslösen kann. Daher sollte man, um seine Gesundheit zu schützen, möglichst bei jedem Aufbrechen Einmalhandschuhe tragen. Und dafür gibt es mehrere gute Gründe.

 

Unsere Haut dient als natürliche Barriere und schützt uns idealerweise vor dem Eindringen von Krankheitserregern. Wenn diese Barriere durch Verletzungen zerstört ist, besteht jedoch die Gefahr, dass Krankheitserreger in den Körper eindringen. Dafür reichen schon kleinste Verletzungen aus, wie sie beispielsweise im Bereich des Nagelbetts häufiger vorkommen. Das Tragen von Einmalhandschuhen verhindert, dass Erreger durch die Verletzungen in den menschlichen Körper eindringen können.

 

Weiterhin kann es schnell passieren, dass man sich mit seinen Händen unbewusst durchs Gesicht fährt. Krankheitserreger können auch über die Schleimhäute leicht in den menschlichen Organismus eindringen. Im Gesicht wäre das im Bereich der Augen, der Nase und des Mundes der Fall. Wenn man jetzt ohne Handschuhe aufbricht und seine Hände danach nur schnell und unvollständig reinigt und sich unbewusst mit den Händen im Gesicht berührt, kann es leicht passieren, dass Erreger über die Schleimhäute in den Körper gelangen und die eigene Gesundheit gefährden.

 

Manche Jäger könnten jetzt entgegnen, dass sie so gut wie nie krankes Wild aufbrechen und somit ja auch keine Gefahr einer Ansteckung besteht. Doch Achtung: Auch augenscheinlich gesundes Wild kann krankmachende Erreger übertragen!

Ein Paradebeispiel dafür ist die Viruserkrankung Hepatitis E. Diese kann häufiger beim Wildschwein vorkommen und zwar auch in Deutschland. Im ausreichend durcherhitzten Wildbret wird das Virus inaktiviert und ist dann nicht mehr infektiös. Beim Aufbrechen ohne Handschuhe kann man sich jedoch am erkrankten Wildschwein infizieren. Gegen Hepatitis E kann man sich in Deutschland nicht impfen lassen und man kann nur vorbeugend tätig werden, um sich zu schützen. In vielen Fällen läuft eine Erkrankung des Menschen unauffällig ab und der Körper kommt mit dem Virus zurecht. Wenn die Erkrankung jedoch mit Symptomen ausbricht, was vor allem bei immungeschwächten Menschen der Fall ist, dann kann sie zu einer schweren Leberschädigung führen.

 

Auch beim Feldhasen können viele Zoonosen vorkommen, weswegen auf Handschuhe nicht verzichtet werden sollte! Die Tularämie kann beispielsweise Hautgeschwüre und schwere Allgemeinerkrankungen hervorrufen. Die Pasteurellose kann dazu führen, dass sich Hautwunden entzünden und stark schmerzen. Neben weiteren zoonotischen Erkrankungen kann beim Hasen noch die Brucellose vorkommen. Der Merksatz „Brucellose – dicke Hose“ klingt im Jagdscheinunterricht witzig und dient als Eselsbrücke zum Lernen. In der Realität ist diese Erkrankung jedoch alles andere als lustig. Sie kann bei Wildtieren zu Abszessen in den Organen und entzündlich angeschwollenen Geschlechtsorganen führen oder auch ohne Krankheitsanzeichen vorkommen. Beim Menschen führt die Erkrankung unter anderem zu Fieber. Die Brucellose kann verschiedene Tierarten befallen. Bedeutend ist sie vor allem bei Wildschweinen und Feldhasen, aber zum Beispiel auch Rehe können vereinzelt betroffen sein.

 

Besonders wichtig sind Handschuhe auch als Schutz vor einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm. Beim Umgang mit erlegten Füchsen oder Marderhunden sollte man dies immer im Hinterkopf behalten. Die Fallzahlen beim Menschen sind zwar sehr gering, aber dafür ist eine Erkrankung äußerst gefährlich und kann unbehandelt für den Menschen tödlich ausgehen. Es gibt verschiedene Wege, wie man sich mit dem Fuchsbandwurm infizieren kann. Einer davon ist die mögliche Aufnahme von Fuchsbandwurmeiern über die kontaminierten Hände nach dem Kontakt mit infizierten Tieren oder dem Abbalgen von befallenen Füchsen. Bei dieser Übertragungsart könnten Handschuhe den Jäger schützen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele verschiedene Zoonosen gibt, die unsere Wildtiere befallen und die auch dem Menschen gefährlich werden können. Auch wenn die Tiere die Erreger in sich tragen, müssen sie nicht immer deutliche Krankheitssymptome zeigen. Von daher wäre es auch möglich, sich an einem Stück zu infizieren, welches äußerlich und auch von den Organen her gesund erscheint.

 

Selbst das Tragen von Handschuhen bietet leider keinen allumfassenden Schutz. Man könnte sich beispielsweise beim Aufbrechen versehentlich schneiden und die Einmalhandschuhe würden ihre Wirkung verlieren. Hinsichtlich des Fuchsbandwurmes wäre es zudem sinnvoll, beim Abbalgen zusätzlich einen Mundschutz zu tragen. Dennoch bieten Einmalhandschuhe eine nützliche Schutzbarriere für viele Krankheitserreger und sollten als Selbstschutz immer getragen werden.


Fragen zum Artikel?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0