Jagdblatt Dezember 2021 (Ausgabe 6)


Werte Leser,

oft redet man in Jägerkreisen vom „grünen Abitur“, wenn es um die Jägerprüfung geht. Selbst vielen Nichtjägern ist dieser Begriff geläufig. Ob man diese Bezeichnung gewählt hat, um sich selbst ein wenig ins Rampenlicht zu rücken, schließlich ist man nun Naturschützer mit staatlich anerkanntem Nachweis? Wählt man diese Umschreibung, um Neugierige abzuschrecken vor der Mammutaufgabe, die Prüfung abzulegen, nur damit man unter sich bleibt? Ist die Vorbereitung zur Jägerprüfung wirklich so umfänglich und damit ein Vergleich mit dem Hochschulabschluss gar nicht so abwegig?

 

Nun, vermutlich steckt hinter jeder Annahme ein kleines Fünkchen Wahrheit. Fakt jedenfalls ist, dass beide Abschlüsse lediglich die Grundvoraussetzung dafür bieten, sich weiterbilden bzw. jagdlich tätig werden zu können. Während der Abiturient wählen kann zwischen Berufsausbildung oder Studium, fehlt es beim frischgebackenen Jungjäger schlicht an der Praxis, um vorankommen zu können. Der Gesetzgeber schreibt unter anderem vor, dass man erst nach drei Jahresjagdscheinen pachtfähig wird. Ob man nun tatsächlich etwas dazugelernt hat in dieser Zeit, wird nicht überprüft und liegt in der Verantwortung des Einzelnen. Wer ein wenig Glück hat, findet Anschluss an eine Jagdgesellschaft, wo Erfahrungen gern geteilt werden, aber man auch offen für Neues ist. Fehler werden ebenso verziehen wie Erfolge gefeiert werden. Jagdneid und Besserwisserei bleiben außen vor und lediglich der Wille, das Können, der Einsatz und die Kameradschaft zählen. Dass dies auch anders sein kann, wissen wir, aber aus dieser Erfahrung sollten wir ebenfalls lernen.

 

Mit dem Jagdblatt wollen wir die Möglichkeit bieten, sich weiterzubilden, auf dem Laufenden zu bleiben und wir wollen nicht polarisieren. Wir nutzen als Vertreter der Jagd die Möglichkeit, Interessierte aufzuklären, sie neugierig zu machen und so für unsere Leidenschaft zu gewinnen. Endlose Diskussionen mit klaren Gegnern und festzementierten Meinungen zählen nicht zu unseren Inhalten und wir verschwenden schlichtweg auch keine Zeit darauf. Wir betreiben keine Politik im herkömmlichen Sinne und stellen uns nicht auf einen Sockel der Allwissenden, sondern lernen gemeinsam mit unseren Lesern dazu.

 

Ein gutes Beispiel dazu ist der Bericht zum Wolf in dieser Ausgabe. Wir alle wissen um die Problematik gerissener Weidetiere, die Angst der Landbevölkerung und Waldbesucher. Die Zahl gerissener Wildtiere und die Forderung nach einer Bejagung ist uns bekannt, aber was wissen wir eigentlich über die Wildart? In der Ausbildung zur Jägerprüfung lerne ich alle Basisdaten und vieles mehr über alle jagdbaren Arten. In der Medienwelt der Jagdpresse wird oft laut gebrüllt und Bejagung gefordert. Skurrile Märchen werden wiedergegeben, um Leser zu gewinnen und mit Bildern wird Stimmung gemacht. Bitte nicht falsch verstehen, auch wir vertreten eine klare Position zur notwendigen Bejagung, ABER wir wollen wissen und zeigen, über welche Wildart wir reden. Nur wer über das nötige Wissen verfügt, sollte sich eine Meinung bilden und diese auch kundtun.

 

In diesem Sinne:

Waidmannsheil aus der Redaktion



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