Wildkrankheiten beim Federwild

Die Besonderheiten des Federwildes

Die Bejagung des Federwildes bietet von der Lockjagd auf Krähen in bester Tarnkleidung am frühen Morgen über die jährliche Treibjagd auf Fasane bis hin zum Entenstrich in guter Gesellschaft am Abend eine große Vielfalt.

 

Genauso vielfältig wie die Bejagungs- und Verwertungsmöglichkeiten des Federwildes sind jedoch auch die anatomischen Unterschiede zum Haarwild. Die Wichtigsten davon möchte ich in diesem Artikel genauer erläutern.

 

Der Aufbau des Vogelskelettes weist viele Besonderheiten auf. Das Brustbein ist ein sehr prägnanter, großer Knochen, der als Ansatzpunkt für die kräftige Flugmuskulatur der Brust dient. Eine weitere Besonderheit des Vogelskeletts ist die Anzahl der Halswirbel. Sie ist beim Federwild deutlich höher als beim Haarwild. Gänse besitzen zum Beispiel 17 Halswirbel im Gegensatz zum Säugetier mit 7 Halswirbeln. Dadurch ist der Hals sehr beweglich und erleichtert so die Futteraufnahme und die Gefiederpflege.

 

Gerade für Hunde- und Katzenbesitzer ist es wichtig zu wissen, dass die langen Röhrenknochen des Federwildes innen weitestgehend hohl sind. Das ist für die Vögel vorteilhaft, weil es Gewicht fürs Fliegen einspart. Da die Vogelknochen beim Zerbeißen leicht splittern, sollte man sie seinem Jagdhund allerdings nicht füttern.

 

Wenn man das erste Mal ein Stück Federwild ausweidet, wird einem auffallen, dass es kein Zwerchfell besitzt! Vögel haben eine einheitliche Leibeshöhle, die nicht durch ein Zwerchfell unterteilt wird. Teilweise sind die Organe mit Bindegewebe und Feist umgeben, was besonders beim Darmtrakt oft deutlich sichtbar ist. Außerdem besitzen Vögel Luftsäcke, die wie eine Art Blasebalg an die Lunge angeschlossen sind. Sie dienen der Belüftung der Lunge. Die Muskeln zur Ein- und Ausatmung erweitern die Luftsäcke jeweils oder drücken sie zusammen. Dadurch kommt Luft in die Luftsäcke oder wird aus ihnen herausgepresst. Währenddessen passiert die Luft die Vogellunge und der Sauerstoffaustausch findet statt. Die Luftsäcke sind als dünne und nahezu transparente Membranen in der Leibeshöhle sichtbar, wenn man beim Anheben des Brustbeins genau hinschaut. Sobald man das Brustbein vollständig nach oben weggeklappt hat und die Leibeshöhle somit eröffnet ist, sind die Membranen der Luftsäcke meist zerrissen und somit nicht mehr sichtbar. Es gibt jedoch auch Erkrankungen des Federwildes, bei denen es zu deutlichen Auflagerungen auf den Luftsäcken kommt. Ein Beispiel dafür ist die Aspergillose, eine Schimmelpilzerkrankung, die die Luftsäcke verdicken lässt und zu gelblichen Belägen auf diesen führen kann.

 

Im Halsbereich fällt bei vielen Vögeln direkt der Kropf auf. Er stellt eine Aussackung des Schlundes dar und dient zur Nahrungsspeicherung. Bei der Taube gibt es die Besonderheit, dass der Kropf nicht nur einzeln, sondern paarig als zwei sackähnliche Gebilde vorhanden ist. Weiterhin sind Tauben insofern eine Ausnahme, als dass sie den Kropf nicht nur zur Nahrungsspeicherung nutzen, sondern während der Jungenaufzucht auch zur Produktion von Kropfmilch. Enten und Gänse besitzen keinen Kropf. Bei ihnen ist lediglich eine spindelförmige Erweiterung des Schlundes vorhanden. Es ist wichtig, den Kropf beim Ausweiden zügig mit zu entfernen, weil der Kropfinhalt stark säuern und die Säure in das Wildbret eindringen kann. Außerdem könnten Hefen im Kropf vorhanden sein. Nach dem Erlegen könnten die Säure sowie die Hefen nach einiger Zeit in das umliegende Wildbret einwandern und dieses kontaminieren.

 

Die Lungen des Federwildes sind eher klein und nicht gelappt. Sie sind fest mit der Körperhöhle verwachsen. Von daher ist es ganz normal, dass man die Rippenabdrücke auf den Lungenflügeln sieht, wenn man diese auslöst und von der Rippenseite betrachtet.

Das Herz ist in Relation zur Körpergröße beim Vogel verhältnismäßig groß. Es liegt im Herzbeutel und ist vom Leberlappen umgeben, weil es, wie bereits zuvor erwähnt, kein Zwerchfell gibt, was Herz und Leber voneinander trennt.

 

Beim Vogel nimmt die Leber als inneres Organ eine zentrale Bedeutung ein. Auch bei der Fleischbeschau nach dem Erlegen gibt sie wichtige Anhaltspunkte zum Gesundheitszustand des erlegten Tieres. Die Leber ist im Vergleich zum Haarwild relativ groß und besitzt bei den meisten Federwildarten auch eine Gallenblase. Bei einigen Taubenarten fehlt die Gallenblase jedoch.

 

Vögel haben keine Lymphknoten. Beim Haarwild dagegen sind Lymphknoten vorhanden und haben die Funktion, Erreger aus dem umliegenden Gewebe zu filtern. Weil Lymphknoten bei den Vögeln fehlen, gelangen viele Infektionserreger oder auch Gifte zügig in die Leber. Das erklärt auch, warum Krankheitsanzeichen hier besonders häufig anzutreffen sind. Möglich wären zum Beispiel kleine, gelbe, stecknadelgroße Abszesse in der Leber, beispielsweise durch eine bakterielle Infektion wie der Pseudotuberkulose.

 

Auch die Mägen unseres Federwildes weisen deutliche Unterschiede zum Haarwild auf. Das pflanzen- und körnerfressende Federwild besitzt zwei verschiedene Mägen. Einmal gibt es den kleineren, dünnen und länglichen Drüsenmagen, der eine Spindelform aufweist. Und dann gibt es den Muskelmagen, der sich nach einer kurzen Verengung an den Drüsenmagen anschließt.

 

Der Drüsenmagen dient der chemischen Verdauung. Der Nahrungsbrei wird hier mit Magensäure vermischt. Der Muskelmagen dient der mechanischen Verdauung. Dafür besitzt er extra dicke Muskelwände, die auch gerne als Hundefutter genutzt werden. Die Zerkleinerung der Nahrung im Muskelmagen findet durch die Gritsteinchen statt, die das Federwild gezielt aufnimmt, sowie durch Drüsensekrete, die im Magen produziert werden. Der Muskelmagen besitzt daher auch den umgangssprachlichen Namen Reibemagen.

 

Dünn- und Dickdarm schließen wie gewohnt an den Magen an und münden in die Kloake. Bei vielen Vogelarten ist der Blinddarm paarig und gut ausgebildet vorhanden. Bei Tauben sind die Blinddärme nur sehr klein und rudimentär ausgebildet. Der Blinddarm dient der bakteriellen Zersetzung von Cellulose und markiert den Übergang von Dünn- zu Dickdarm.

 

Die Milz ist beim Federwild verhältnismäßig klein. Je nach Art kann sie eher kugelig bis eiförmig aussehen (Hühnervögel) oder eine dreieckige Form aufweisen wie beim Wassergeflügel. Wegen der kleinen Größe der gesunden Milz ist diese schwieriger zu finden. Sie befindet sich jedoch immer an der Verengung, also dem Übergang von Drüsen- und Muskelmagen. Wer dort gezielt sucht, wird sie mit etwas Übung schnell finden.

Auch die Nieren unterscheiden sich beim Federwild deutlich von denen des Haarwildes. Sie besitzen nämlich drei Anteile, den vorderen, mittleren und hinteren. Praktisch relevant ist aber vor allem, dass die Nieren mit dem Skelett verwachsen sind und man sie nur schwer auslösen kann. In der kommerziellen Geflügelfleischgewinnung verbleiben Teile der Nieren meist einfach im Tierkörper. Von der Farbe her sind die Federwildnieren dunkelbraun-rötlich gefärbt und insgesamt etwas dunkler als die Nieren des Haarwildes.

 

Gut zu wissen ist auch, dass die Harnleiter die Harnsäure direkt von den Nieren zur Kloake transportieren. Eine Harnblase kann man beim Federwild also lange suchen. Diese ist nicht vorhanden! Abschließend betrachten wir noch die Geschlechtsorgane beim Federwild. Beim weiblichen Vogel umfassen diese den Eierstock und den Eileiter, der in die Kloake mündet. Beim männlichen Vogel verdienen die Hoden besondere Beachtung. Sie liegen nämlich im Körperinneren. Die Hoden kommen paarig vor und befinden sich noch vor dem Anfang der Niere mittig in der Körperhöhle. Der Grund dafür ist, dass die Vögel leicht gebaut und ausbalanciert sein müssen, um fliegen zu können. Die schwereren Organe sind deshalb zentral angeordnet. Beachtenswert ist auch der Größenunterschied, den die Federwildhoden aufweisen, je nachdem, ob sich das Tier saisonal gerade in der Fortpflanzungsphase befindet. Außerhalb dieser schrumpfen die Hoden, um Gewicht für das Fliegen einzusparen. Rechtzeitig zur Fortpflanzungsperiode nehmen sie dann wieder um ein Vielfaches ihrer Größe zu.

 

Wenn ihr noch Fragen oder Anregungen zum Artikel habt, könnt ihr mich gerne über meine Internetseite unter www.wildkrankheiten-a-z.de, per E-Mail oder bei Instagram unter @wildkrankheiten_a_z kontaktieren.

Außerdem biete ich regelmäßig Onlinekurse für Jäger zum Erkennen und Beurteilen von Wildkrankheiten an. Ein ganzes Modul widmet sich dabei dem Federwild und dessen Krankheitsanzeichen. Veranschaulicht wird das Modul durch viele Fotos mit Fallbeispielen von Krankheiten. 


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