Tollwut bei Wildtieren: Zoonose mit tödlichem Potential

Bei der Tollwut denken viele von uns an eine ernst zu nehmende Erkrankung mit schwerwiegenden Folgen, die jetzt in Deutschland jedoch nicht mehr so relevant zu sein scheint. Gravierende Folgen hat Tollwut tatsächlich und es ist noch nicht allzu lange her, dass die Erkrankung in Deutschland noch regelmäßig aufgetreten ist. Viele von uns erinnern sich vielleicht sogar noch an die Warnschilder, die teilweise im Wald gestanden haben mit dem Hinweis auf Achtung wegen Tollwutgefahr. In den 1980er und 1990er Jahren wurden in Deutschland flächendeckend und sehr erfolgreich Impfkampagnen zur oralen Immunisierung der Fuchspopulation durchgeführt. Im Jahre 2008 wurde Deutschland dann offiziell von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als frei von terrestrischer Tollwut anerkannt. Dennoch ist die tödliche Gefahr der Erkrankung für Jäger in Deutschland damit nicht vollständig gebannt.

 

Die Tollwut wird durch ein Lyssavirus verursacht. Das Virus kann nahezu alle Wild- und Haustiere befallen und da es sich um eine Zoonose handelt, leider auch den Menschen. Die Infektion erfolgt über den Speichel eines infizierten Tieres, der über Schleimhäute, Hautverletzungen oder auch Biss- oder Kratzwunden in den Körper eindringen kann. Je näher sich die Stelle, an der das Virus in den Körper eingedrungen ist, am Gehirn befindet, desto schneller kommt es zum Auftreten von Krankheitsanzeichen.

 

Am lebenden Tier kommt es zu auffälligen Verhaltensänderungen, die sich unterschiedlich äußern können. Dazu zählen beispielsweise eine verminderte Scheu oder auch eine gesteigerte Aggressivität. Unter Wildtieren besonders bekannt sind dabei die „Beißsucht“ des Haarraubwildes sowie beim Rehwild das Wundscheuern des Hauptes. Die Anzeichen in der Lebendbeschau richtig wahrzunehmen ist dabei entscheidend, denn am erlegten Tier treten keine typischen Organveränderungen auf, die sicher auf eine Tollwutinfektion hindeuten könnten.

 

Beim Menschen wandert das Virus gleichermaßen von der Eintrittsstelle entlang von Nervenfasern zum Gehirn. Die Zeitdauer bis zum Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen ist dabei ebenfalls abhängig von der Entfernung der Eintrittsstelle vom Gehirn. Dabei kommt es nicht bei jedem Menschen, der gebissen wurde, auch tatsächlich zum Ausbruch der Erkrankung. Wenn das Virus aber erst einmal in das zentrale Nervensystem vorgedrungen ist und sich klinische Symptome zeigen, dann verläuft die Erkrankung nahezu immer tödlich. Eine beginnende Infektion kann sich zuerst unspezifisch äußern, ähnlich grippaler Symptome, bis es zum Auftreten von schweren neurologischen Symptomen kommt, sobald das Virus das Gehirn erreicht hat. Im Laufe der Erkrankung treten schwerwiegendste Symptome auf, wie Krampfanfälle, Lähmungen, Aggressionen oder auch Angst vorm Trinken. Letztendlich kommt es durch Herzstillstand oder Atemlähmung zum Tod der erkrankten Person. Solange die Tollwuterkrankung noch nicht klinisch ausgebrochen ist, kann man allerdings eine Postexpositionsprophylaxe durchführen lassen. Hier gilt: je früher, desto besser.

 

Bei uns in Deutschland gelten die klassischen Träger der Tollwut wie Fuchs, Marderhund, Waschbär und Co. zwar aktuell glücklicherweise als frei von terrestrischer Tollwut, dennoch ist daran zu denken, dass es auch noch eine andere Form der Tollwut gibt, und zwar die Fledermaus-Tollwut. Sie wird durch das europäische Fledermauslyssavirus Typ 1 und Typ 2 ausgelöst, das wie auch das klassische Tollwutvirus ebenfalls zur Gattung der Lyssaviren gehört. Diese Information soll keineswegs Angst vor diesen besonderen und geschützten Tieren hervorrufen, man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass man im Kontakt mit kranken und toten Fledermäusen sicherheitshalber Schutzmaßnahmen ergreifen sollte, weil auch die Fledermaus-Tollwut beim Menschen tödliche Verläufe hervorrufen kann. Wenn man also beispielsweise tagsüber eine auffällige oder verunglückte Fledermaus findet, sollte man diese nur mit ausreichend dicken Handschuhen hantieren und anschließend in fachkundige Hände zur weiteren Rehabilitation übergeben.

 

Wenn man auffällige und tollwutverdächtige Tiere in seinem Revier vorfindet, muss man dies unverzüglich dem zuständigen Veterinäramt melden, da es sich bei der Tollwut um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt. Ein entsprechendes Auftreten der Erkrankung in Deutschland würde sicherlich auch schnell über die Nachrichten verbreitet werden, wie es beispielsweise bisher bei Fällen durch ungeimpfte und illegal importiere Haustiere der Fall war. Jagdhunde sollten stets einen aktuellen Impfschutz gegen Tollwut aufweisen, weil es trotz der momentanen Freiheit in Deutschland durch Importe oder auch über das Einwandern infizierter Wildtiere aus Regionen mit aktiver Tollwut zu einem erneuten Eintrag kommen könnte. Auch vor dem Antritt von Jagdreisen ist es ratsam, sich über die dort vorkommenden Tierseuchen zu informieren und gegebenenfalls mit dem Hausarzt zu besprechen, ob ein Impfschutz gegen Tollwut sinnvoll wäre.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tollwut eine sehr ernstzunehmende und folgenschwere Erkrankung ist. Aktuell sind wir in Deutschland erfreulicherweise frei von terrestrischer Tollwut, dennoch sollte man als Jäger immer aufmerksam durchs Revier gehen und auf mögliche Anzeichen bei Wildtieren achten. Denn durch wandernde Wildtiere sowie ungeimpfte und illegal importierte Haustiere wäre eine erneute Einschleppung jederzeit möglich. Zudem sollten die Jagdhunde stets einen aktuellen Impfschutz gegen Tollwut aufweisen. Und beim Hantieren auffälliger Fledermäuse sollten sicherheitshalber Schutzmaßnahmen ergriffen werden, wie das Tragen von Lederhandschuhen, bevor die Tiere in fachkundige Hände zur Weiterversorgung übergeben werden.


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